Ausformverhalten

Beschreibt das Vermögen tongebundener Formstoffe, den beim Trennen von Modell und Form auftretenden statischen und dynamischen Belastungen standzuhalten, ohne dass es zu Formschäden kommt. Beim Einsatz der modernen Verdichtungstechnik (höhere Verdichtungsintensität, höhere Seitendrücke, geringere Formstofffeuchtigkeit) ist das Ausformverhalten von entscheidender Bedeutung, da durch die höhere Formstoffverdichtung und die damit verbundene Zunahme der elastischen Eigenschaften des Formstoffes (Rückfederung) beträchtliche Spannungen in der Form auftreten. Die Ausformeigenschaften sind eng mit dem Deformationsvermögen der verdichteten Formstoffe verbunden.

Die Ausformeigenschaften werden vorwiegend von der Formstoffzusammensetzung und der Verdichtungsintensität bestimmt. Außerdem kann das Trennen von Modell und Form durch folgende Maßnahmen gezielt beeinflusst werden:

  • Anwendung ausreichend großer Form- bzw. Modellschrägen
  • Unterstützung des Modellziehens durch Vibration; diese Maßnahme führt zur Verringerung der Klemm- bzw. Haftkräfte zwischen Modell und Form
  • Auftragen von haftvermindernden Überzügen auf das Modell (Trennmittel wie beispielsweise Formpuder, Formöl, Emulsionen)
  • Verminderung der Haftreibung zwischen Modell und Formstoff durch Einsatz von Modellwerkstoffen mit hoher Oberflächengüte
  • Anwendung verschiedener maschinentechnischer Lösungen des Ausformens

Die Ausformeigenschaften sind mit den herkömmlichen Festigkeitsprüfmethoden nicht zu erfassen, da es beim Modellziehen zu dynamischen Beanspruchungen der Form, verbunden mit einer Deformation der Formwände und zu Zugbeanspruchungen kommt. Die klassischen Festigkeitsprüfmethoden (Druck- bzw. Scherfestigkeit) charakterisieren im Wesentlichen das Formstoffverhalten bei statischer Belastung.