Treibstelle

Großflächige, massive Verdickungen an Gussaußen- oder -innenflächen, teilweise auch an Kanten, häufig verbunden mit Rauheit. Prinzipielle Möglichkeiten der Änderung der Formhohlraumgestalt zeigt Bild 1 schematisch.

Die Hitzeeinwirkung (Strahlung, Wärmeleitung) durch das Gießmetall führt zur thermischen Expansion des Formstoffes. In Folge treten wegen der Temperaturunterschiede in den einzelnen Formzonen beträchtliche Spannungsunterschiede auf, welche zur Beeinflussung der Oberflächenschichten der Formen bzw. Formwände führen. Den Druckspannungen wirken die Verformbarkeit der Formwand (Formstoff) und die Haftfestigkeit auf dem Untergrund (Nasszugfestigkeit) entgegen. Überschreiten die mechanisch-thermischen Beanspruchungen (Spannungen) die Verformbarkeit und die Festigkeit im Belastungsquerschnitt, kann es zu den Fehlererscheinungen am Gussstück kommen (s. a. Schülpe, Blattrippen).

Die Maßgenauigkeit eines Gussteils wird von verschiedenen technisch-technologischen Einflussgrößen bestimmt, wobei die Formwandbewegung unter der Wirkung des metallostatischen Druckes und bei Gusseisen unter der Wirkung des Kristallisationsdruckes zu beträchtlichen Veränderungen der Abmessungen des Gussteils führen kann.

Die beim Abguss auftretenden Druckspannungen sind bei Nassgussformstoffen so groß, dass sie den verdichteten Formstoff verformen können, so dass eine Nachverdichtung der Form auftritt, die neben der Ausgangsverdichtung und deren Gleichmäßigkeit auch immer von der geometrischen Gestalt abhängig ist und somit nie gleichmäßig auftreten kann. Als Gegenkräfte wirken neben dem Widerstand der Gießform selbst der Atmosphärendruck bzw. der äußere Gasdruck.
Die Stärke der Ausdehnung von Formteilen wird neben den verwendeten Formgrundstoffen von den Formstoffzusätzen, von der Verdichtung und letztlich durch die Eigenschaften erhitzter Binderbrücken bestimmt, die die Sandkörner zum Formteil verbinden. Können die Binderbrücken zum Zeitpunkt starker Quarzausdehnung nachgeben, wird die Ausdehnung der einzelnen Sandkörner auf das Gesamtgerüst nur abgeschwächt übertragen. Die Formteilausdehnung bleibt niedrig. Können sie es nicht oder liefern sie sogar zusätzliche Ausdehnungsbeträge, werden drastische Gesamtausdehnungswerte mit allen nachteiligen Auswirkungen auf das Gussstück gefunden.

Der Formhohlraum ändert seine Abmessungen, solange die Druckspannungen ansteigen und dadurch eine Nachverdichtung eintritt. Das Metall folgt bis zur Bildung einer tragfähigen Randschale dieser Bewegung (Bild 2).

  • Bild 1: Möglichkeiten der Gestaltsänderung des Formhohlraumes bei Sandformen in Abhängigkeit der Verdichtung (schematisch nach Boenisch)
  • Bild 2: Formwandbewegung in Abhängigkeit unterschiedlicher Einflussfaktoren (nach Flemming und Tilch) 1) kunstharzgebundenen Formstoffe 2) Zirkonsand3) Trockengussformstoff 4) Nassgussformstoff I) stärker verdichtetII) schwächer verdichtet